
Ein Schmiedefeuer aus Steinkohle, Hammer, Amboss und Auszubildende, die schwere Lederschürzen zum Schutz vor der Wärmestrahlung tragen: Was auf den ersten Blick noch an eine alte Dorfschmiede erinnern könnte, ist in Wirklichkeit ein hochmoderner Betrieb: Die Schmiedewekstätte Balbach in Weilmünster-Laubuseschbach...
Helmut Jung hat diesen Betrieb jetzt zusammen mit der SPD-Kreistagsfraktion besucht. Der SPD-Landratskandidat muss dazu keine weite Anfahrt auf sich nehmen: Die Schmiede von Markus Balbach befindet sich in seinem Heimatort.
Wie kommt ein technischer Betrieb in das idyllische Eschbachtal im Hintertaunus? Eine bewusste Entscheidung sei das gewesen, erklärt Markus Balbach, der ursprünglich aus dem Sauerland stammt. 1991 haben er und seine Frau sich bewusst für einen ländlichen Standort für das Schmiedeunternehmen entschieden, des intakten sozialen Umfelds und der Lebensqualität wegen. Für die Logistik des Unternehmens sei diese Entscheidung jedoch weniger vorteilhaft gewesen.
Natürlich wollen die Sozialdemokraten wissen, welche Produkte die Schmiede herstellt. Im Zentrum stehe der Damaststahl, erläutert Balbach, für dessen Herstellung viele Lagen aus hartem und flexiblen Stahl immer wieder gefaltet und verbunden werden. Der Damaststahl kann schließlich aus vielen tausend Lagen bestehen und zeichnet sich sowohl durch Härte als auch Flexibilität aus.
In der Schmiedewerkstätte Balbach wird sowohl der Rohstoff Damaststahl hergestellt als auch weiterverarbeitet - und das auf höchstem Qualitätsniveau. Die Globalisierung macht dabei auch vor Laubuseschbach nicht halt: Balbachs handwerkliche Wertarbeit muss sich international gegen die maschinell gefertigten Damaststähle aus Pakistan behaupten, die zwar weit entfernt von Balbachs Qualität sind, aber unter Dumping-Bedingungen hergestellt den Weltmarkt überschwemmen.
Wie aufwendig die Produktion von Damaststahl ist, demonstriert der Auszubildende Javier Hoyer Palancares, der zunächst einen Block aus 5 Stahlschichten im Kohlefeuer erhitzt und dann mit dem Schmiedehammer verschweißt und mehrfach übereinander doppelte und wieder im Feuer verschweißt (traditionelle Feuerschweißung).
Zu Balbachs Mitarbeitern gehören zur Zeit neben einem Gesellen insgesamt drei Auszubildende: Javier Palancares Hoyer, Dominik Unterrainer und Aristide Graf. Sie alle stammen nicht aus dem Landkreis Limburg-Weilburg, obwohl Balbach betont, dass er gerne einen Auszubildenden aus der Region hätte. Voraussetzung seinen allerdings die notwendigen technischen Fähigkeiten. Seinen Auszubildenden merkt man den Stolz auf das eigene Handwerk deutlich an. In der nationalen Schmiedeszene sind die Ausbildungsstellen bei Balbach sehr begehrt, nur wenigen der vielen Bewerber wird eine Ausbildungsmöglichkeit in Laubuseschbach geboten.
Fast nebenbei erfährt man, was für ein High-Tech-Betrieb die Schmiede Balbach ist. So produziert Markus Balbach beispielsweise Damaststahl für hochwertige Messer bis zum Schwertrohling nach Kundenwünschen weltweit oder erstellt Schmiedeproben für Weltunternehmen wie Buderus Stahl. Bestimmte Herstellungsverfahren und Marken hat sich Markus Balbach patentieren lassen.
Nach Laubuseschbach passe die Schmiede auch aus traditionellen Gründen hervorragend nach Laubuseschbach, findet Landratskandidat Helmut Jung. Schließlich sei die Region einst ein Zentrum des Eisenerzabbaus gewesen. Weil der schon lange Geschichte ist, sei die Arbeit von Unternehmen wie der Schmiede Balbach umso wichtiger für Ausbildung und Arbeit in der Region.
Sein Ziel sei deshalb, die kleinen und mittleren Betriebe zu unterstützen, betont Jung. Auch eine bürgerfreundliche Verwaltung könne hierzu einen Beitrag leisten. Und schließlich hätten auch "weiche" Faktoren einen Einfluss auf das Wirtschaftsleben. Da müsse die Region mit der intakten Sozialstruktur, dem hohen Freizeitwert und exzellenten Bildungs- und Betreuungseinrichtungen punkten.